Über 100 Jahre Autogenes Training. Exponate einer Ausstellung zur Geschichte der „konzentrativen Selbstentspannung“ (mit Audio-Exponate und Zusatz-Materialien)
Inhalt: Autogenes Training (AT) ist eines der am besten erforschten, systematischen Entspannungsverfahren und gleichzeitig ein hochwirksames Basis(psycho)therapeutikum mit breitem Indikationsspektrum. Ausgehend von hypnotherapeutischen Experimenten wurde es 1920 von Prof. Dr. Johannes Heinrich Schultz in Jena entwickelt und hat seitdem eine immense Entwicklung genommen. Heute wird es praktisch auf allen Kontinenten gelehrt und praktiziert. Von der über 100-jährigen Geschichte dahinter handelt dieses Buch, das auch einige bisher unbekannte historische Zusammenhänge ausleuchtet und mit Quellenangaben systematisch belegt.
Das Buch ist zugleich Katalog der gleichnamigen Ausstellung, der mehr als zehn Jahre wissenschaftlicher Forschung zum beruflichen Lebenslauf von J. H. Schultz und zur Geschichte des AT zugrunde liegen. Die dabei zutage geförderten Bild- und Textdokumente, von denen viele erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert werden, machen nicht zuletzt sichtbar, wie eng verzahnt gesellschaftliche Prozesse mit der Verfahrensgeschichte sind – auch in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus (siehe die Rezensionen am Ende dieser Seite).
Wegen der komplexen Wechselwirkungen gibt es allerdings nicht nur eine einzige Lesart der Geschichte. Deshalb sind alle Leser*innen eingeladen, sich von der Fülle der skizzierten Entwicklungslinien zu ihren eigenen Schlussfolgerungen anregen zu lassen. Diese historische Reflexion lohnt, denn dadurch werden viele der dem AT – aber auch anderen psychotherapeutischen Verfahren – zugrunde liegenden Narrative bewusster und in ihrer Entstehung verstehbar.
Dazu trägt auch das Geleitwort von Dr. Heinrich Wallnöfer bei, einem renommierten, kenntnisreichen Zeitzeugen und persönlichen Schüler von J. H. Schultz, der außerdem auch noch im selben Jahr geboren wurde wie das AT. Er verstarb leider am 10. Februar 2022 in Wien im Alter von 101 Jahren.
Neben zahlreichen Bild- und Text-Dokumenten werden in der Ausstellung "Über 100 Jahre Autogenes Training" auch insgesamt 23 Ton-Aufnahmen präsentiert, die die Besucher*innen sich mittels QR-Code jeweils auf ihrem Smartphone wiedergeben lassen können. Diese Ton-Dokumenten helfen, die visuellen Exponate lebendig werden zu lassen. Darunter befinden sich u.a. Ausschnitte aus Radio-Sendungen mit Johannes Heinrich Schultz (1958-1965) und bisher im deutssprachigen Raum nicht veröffentlichte Auschnitte aus einem umfassenden AT-Workschop von Wolfgang Luthe (1974).
Die QR-Codes wurden nun als ergänzendes Beilagenheft veröffentlicht, um diese Exponate auch den Leser*innen des Ausstellungskatalogs zugänglich zu machen. Ergänzt werden sie durch QR-Verweise auf drei Stummfilme von 1917/18, die die Hintergrundkulisse der frühen AT-Entwicklung andeuten: den ersten Weltkrieg. Außerdem gibt es inhaltliche QR-Verweise zu Aspekten der NS-Geschichte, die aus Platzgründen in der Ausstelung und ihrem Katalog nur angerissen werden können, sowie insgesamt zu zwölf Texten, die innerhalb der Recherche flankierend zur Ausstelung entstanden und die Grundlage ihrer Konzeption bilden.
Zielgruppe sind einerseits Menschen aus psychosozialen (Gesundheits-)Berufen, die sich professionell mit AT und anderen psychotherapeutischen, hypnotherapeutischen, achtsamkeitsbasierten oder Entspannungsverfahren befassen. Andererseits werden historisch interessierte Kolleg*innen viele Querverweise zur Entwicklung der Psychotherapie im deutschsprachigen Raum finden. Aber auch Menschen, die sich persönlich mit AT beschäftigt haben, werden einen guten Eindruck der umfangreichen Entwicklung und der hohen Effektivität des AT bekommen.
Pabst Science Publ., 8 S., Hardcover DinA4 ISBN: 978-3-95853-745-3, 40,- € / eBook ISBN: 978-3-95853-746-0, 20,- €
Rezensionen von...
- Dr. Claus Derra im Deutschen Ärzteblatt PP (Ausgabe 3/2022, S. 139) hier
- Prof. Dr. Hans-Volker Werthmann im Psychotherapeutenjournal (Ausgabe 2/2022, S. 165) hier
- Marion & Dr. Wolf-Rainer Krause im Ärzteblatt Sachsen-Anhalt (2022, Heft 7/8, S. 27) hier
- Dr. Gilles Michaux in Entspannungsverfahren (2022, Ausgabe 39, S. 99-101) hier
- Dr. Dorothea Thomaßen in Tranceform (Ausgabe 2/2022, S. 56f) hier
- Prof. Dr. Geoffrey Cocks in Luzifer-Amor (Nr 70, 2/2022, S. 223-225) hier
- Dr. Burkhard Peter in Hypnose ZHH (Ausgabe 17 Heft 1+2, Oktober 2022, S. 222-223) hier
- Dr. Wolfgang Ladenbauer in Imagination (Ausgabe 3/2022, S. 84-85) hier